Männchen
Eine Groteske über gekränkte Männlichkeit, Frauenhass und Einsamkeit
Ein im Wald lebender Experte für Einsamkeit und Küchengeräte, eine lieblich mit Tieren singende, aber vor allem sehr wütende soziale Aufsteigerin und ein in sich und seiner majestätischen Rolle gefangener König treten in den Diskurskampfring. Sie verschieben Machtverhältnisse, hebeln Geschlechtervorstellungen aus und weigern sich, am patriarchalen Endgegner zu scheitern.
MÄNNCHEN ist ein performativ-szenisches Amalgam aus Versatzstücken des Originalmärchens „Rumpelstilzchen“, Texten aus Soziologie, Psychologie und Kulturwissenschaft sowie dokumentarischem Material aus der „Manosphere“, das die Frage nach einer Interpretierbarkeit von Männlichkeit aufmacht.
Performance: Olaf Becker, Paul Furtwängler, Mona Vojacek-Koper, Gülbin Ünlü | Regie/Konzept: Martin Kindervater | Dramaturgie: Christina Hommel | Ausstattung: Stephanie Zimmer | Video-Support: Lionel Dzaack | Produktionsleitung: Anh Nguyen |Produktionsassistenz: Marthe Schlüter
Martin Kindervater, geboren 1984 in Erfurt, studierte zunächst Germanistik, Politikwissenschaft und Japanologie in München, Köln und Tokio. Danach führten ihn Regieassistenzen am Theater Oberhausen und am Residenztheater München zu Zusammenarbeiten mit so unterschiedlichen Künstler*innen wie Kornél Mundruczó, Schorsch Kamerun oder Christine Umpfenbach. Seit 2013 realisiert er Theaterproduktionen an zahlreichen deutschen Stadttheatern und in diversen Off-Projekten. Seine Regiearbeiten umfassen klassische und moderne Dramen (etwa „Woyzeck" von G. Büchner 2018 am Mainfrankentheater Würzburg oder "Das Missverständnis" von A. Camus 2019 am Schauspiel Wuppertal), Romanadaptionen ("Warten auf die Barbaren" von J.M. Coetzee, MFT Würzburg und 1984 am Schlosstheater Celle, beide 2017) als auch Eigenproduktionen (z.B. "Bei lebendigem Leib" 2013 am Theater Oberhausen und "Der Mieter. Wahnsinn und Wohnen" am PATHOS theater, 2015). Im Rahmen von Truck Tracks Ruhr arbeitete er 2016 mit Rimini Protokoll und der Ruhrtriennale zusammen und zeigte dort seinen Beitrag „China City". Zuletzt waren unter seiner Regie u.a. Gerhart Hauptmanns "Die Weber" am Schauspiel Wuppertal sowie die Adaption des Romans von David Albahari „Götz&Meyer“ am PATHOS theater zu sehen. 2023 realisierte er u.a. „Mephisto“ nach Klaus Mann am Schlosstheater Celle sowie „Der Meister und Margarita“ nach Mikhail Bulgakov für die Freie Bühne München. Weitere Arbeiten entstanden ab 2023 mit „Die Physiker“, „Der Trafikant“ und „Die Welle“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Olaf Becker studierte von 2002 - 2004 Szenische Künste an der Universität Hildesheim und ab 2004 Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig. 2008 folgte ein mehrjähriges Engagement am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Wichtige Arbeiten entstanden dort unter anderem mit Thomas Krupa und Stefan Nolte. Währenddessen war Olaf Becker als Sprecher für TV-Dokumentationen und als Programmansager für arte tätig. Seit 2012 lebt er in München und ist dort an verschiedenen Häusern als Schauspieler sowie als Performer, Autor, (Synchron-) Sprecher und als Dozent an der Otto Falckenberg Schule tätig. Außerdem steht er immer wieder für Film und TV vor der Kamera. 2018 bestritt er seinen ersten Solo-Abend mit "Finnisch" von Martin Heckmann im Werkraum der Münchner Kammerspiele unter der Regie von Jacqueline Reddington. Außerdem realisiert er eigene Projekte wie "Hi, I'm open, how are you?", die interaktive Beichtkammer "Das Blatt vor dem Mund" oder "Berliner Puppen - Sie bringen den Tod". Den Mittelpunkt der Arbeiten, die sich zwischen Performance, Dokumentation, Lesung, Musik und Entertainment bewegen, bilden zumeist eigene Texte und Filme. Die Trash-Oper "Sauer! Kraut! Ehre! Ruhm!" wurde mit dem ersten Platz beim Giesinger Kulturpreis 2016 geehrt. Mit dem Regisseur Martin Kindervater verbindet ihn eine kontinuierliche Zusammenarbeit: „Der Mieter“, „Götz & Meyer“ und „Männchen“ entstanden seit 2015 am PATHOS theater.
Mona Vojacek Koper, 1992 in Los Angeles geboren, lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland. 2013-2017 studierte sie an der Otto Falckenberg Schule in München Schauspiel. Schon während des Studiums spielte sie in mehreren Produktionen an den Münchner Kammerspielen und gründete mit Henrike Commichau das Theaterduo "hashtagmonike". Im Februar 2018 erhielt sie von der Stadt München die Debütförderung für das Projekt "Promilla", das sie im gleichen Jahr unter dem Titel "Sorry Not Sorry" am Theater "HochX" realisierte. 2018 - 2021 war sie festes Ensemblemitglied am Theaterhaus Jena. Dort ist sie weiterhin als Gast tätig aber lebt und arbeitet zudem in München. Außerdem gastiert sie mit "Don't Worry Be Yoncé" am Schauspielhaus Bochum. Vojacek Koper spielt regelmäßig Rollen in Film und Fernsehen. Außerdem entwickelt und realisiert sie mit "hashtagmonike" und als Solokünstlerin eigene performative Projekte.
Paul Furtwängler (they/keine), geboren 1999 in München, gründet die eigene künstlerische Vision auf der Überzeugung, dass Queerness keine Einschränkung, sondern eine wertvolle künstlerische Ressource ist, die unendliche Möglichkeiten eröffnet. Pauls Identität definiert keinen festen Typ oder Look, sondern eröffnet ein breites Spektrum an Möglichkeiten – von der Darstellung eines heterosexuellen Soldaten, wie im Auftritt in der Fernsehserie Das Boot (Staffel 3), bis hin zur sensiblen Erarbeitung queerer Coming-of-Age-Erzählungen. Pauls künstlerischer Weg begann mit fünfzehn Jahren im Jungen Ensemble des Residenztheaters München. Das Interesse an Tanz und Bewegung führte 2016 zu einer Einladung zum Tanztreffen der Jugend in Berlin als Teil der Produktion Sense. Nach einem Bachelorabschluss in Schauspiel an der Hochschule der Künste Bern und einem Studium der Meisner-Technik am William Esper Studio in New York schließt Paul Furtwängler aktuell den Masterstudiengang Expanded Theatre an der Hochschule der Künste Bern ab. Der künstlerische Fokus liegt dabei auf der Schnittstelle von Schauspiel, Bewegung als Ausdrucksmittel und queeren Narrativen.
Gülbin Ünlü studierte von 2012 bis 2018 Malerei, Grafik, Skulptur und Performance an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Markus Oehlen und Gastprofessoren. 2018 schloss sie ihr Studium mit einem Diplom ab, das mit dem Preis der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung ausgezeichnet wurde. Ünlü hat eine interdisziplinäre künstlerische Praxis entwickelt, die Malerei, Fotografie, Video, Performance und Musik umfasst. Sie hat eine eigene Hybrid-Technik zwischen Druck und Malerei entwickelt. Ihre Arbeiten wurden unter anderem 2020 in der Pinakothek der Moderne und 2022 in der Berlinischen Galerie ausgestellt. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen und Stipendien, darunter 2021 das Stipendium für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München, 2022 den Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München und 2023 den Bayerischen Kunstförderpreis. Seit April 2024 hat Gülbin Ünlü eine Vertretungsprofessur für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München inne.
Stephanie Zimmer, geboren 1991, lebt und arbeitet als Bühnen- und Kostümbildnerin in München. Nach Abschluss ihres Bachelor of Arts in Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien studierte sie Bühnen- und Kostümbild an der Akademie der Bildenden Künste München, am Mozarteum Salzburg und an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau. Im Februar 2022 erhielt Stephanie ihr Diplom von der Akademie der Bildenden Künste München unter der Leitung von Prof. Katrin Brack. Stephanie hat eigenständige Arbeiten realisiert, darunter Projekte an den Münchner Kammerspielen, der Münchner Musikbiennale, den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Theater Konstanz. Neben ihren Theateraktivitäten arbeitet sie als Ausstatterin für Musikvideos und Filme. Stephanie ist Stipendiatin der Ekkehard und Grübler Stiftung der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Seit 2023 arbeitet sie als künstlerische Assistentin in der Klasse für Bühnen- und Kostümbild bei Prof. Katrin Brack an der Akademie der Bildenden Künste München.
Termine: Do, 27.03. + Fr, 28.03. + Sa, 29.03. | 20:00
Dauer: ca. 70 min
Ort: schwere reiter halle
Tickets: 30 € Support-Ticket | 18 € normal | 12 € ermäßigt | 5 € Mindestpreis
Optionale Aufschläge (Klimafolgekosten-Ticket, siehe Rubrik "Tickets"): 4 € beim Support-Ticket | 2 € in den restlichen Preiskategorien
Performanceschwere reiter halleTheater
Produktion und Wiederaufnahme gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
© Trailer: Olaf Becker | © Fotos: Stephanie Zimmer, Marthe Schlüter