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Wie sie im Vergnügungspark ihre Toten bestatten
Lesung von Veit Sprenger
"Die Biografie meines Schreibens ließe sich auf die Frage zuspitzen, wann ich welches Mobiltelefon hatte. Anfangs waren diese Telefone so gebaut, dass sich beispielsweise die Buchstaben A, D, G und J mit nur einem Tastendruck schreiben ließen. Für die Buchstaben B, E, H und K musste man schon zweimal drücken. Den größten Einsatz erforderten mit dreimaligem Drücken Buchstaben wie C, F, I, L, O, R und U. Das Wort FLUOR in Texten zu verwenden, war damals Ausdauersport. Etwas später gab es den Nokia Communicator, ein schweres Gerät zum Aufklappen, das für jeden Buchstaben eine eigene, winzige Wackeltaste besaß und die Innentasche ausbeulte, als trüge man einen Goldbarren oder eine Pistole bei sich. Dank dieses Geräts wurden auch die Texte, die ich schrieb, allmählich schwerer, denn schreiben konnte und kann ich noch heute am besten im Gehen. Die Erfindung des Smartphones hat dann mein Schreiben-Gehen so weit vereinfacht, dass literarisches Arbeiten im öffentlichen Raum möglich wurde, was allerdings nicht ungefährlich war, weil sich der Autoverkehr an Leute, die ohne links und rechts zu schauen tippend auf der Straße herumliefen, erst noch gewöhnen musste. Meine beiden Daumen haben mich durch alle diese Zeiten begleitet. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich keine einzige Geschichte aufgeschrieben. Ihnen ist dieses Buch gewidmet."
Das sagt das Feuilleton:
- Christian Rakow bezeichnet Sprenger als den "King of Kurz"
- nachtkritik.de vergleicht seine Erzählungen mit den Märchen von Kurt Schwitters und den Kurzgeschichten von Franz Kafka
- Hauke Harder vom Leseschatz empfiehlt: "Popcorn nehmen, süß oder salzig, und Spaß haben"
In der Ära von kurzen Botschaften auf Social Media scheint es zwangsläufig zu sein, den literarischen Ausstoß mit den Lektüregewohnheiten der Leser*innen zu synchronisieren. Der Berliner Autor und Performancekünstler Veit Sprenger hat das getan. Absurd. Abgründig. Außergewöhnlich kurz und gut. Noch vor nicht allzu langer Zeit mit seinem Kollektiv Showcase Beat Le Mot auf Kampnagel zu Gast, liest er nun aus seinem Erzählband »Wie sie im Vergnügungspark ihre Toten bestatten«. »Sprengers Erzählband verströmt jenen Zauber, den ich in den besten Abenden von Showcase Beat Le Mot verspüre. [...] Er ist eine Einladung in eine Welt, die nur knapp neben der unsrigen liegt und doch nach eigenen, gänzlich autonomen, fabelhaften, genuin poetischen Gesetzen abläuft. Alles verdoppelt sich zur Kenntlichkeit.« (nachtkritik.de)
Über Veit Sprenger
Veit Sprenger ist Theatermacher und Autor. Er studierte Musik in Hannover, Medizin in Frankfurt a.M. und Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen. Er ist Gründungsmitglied der Theatergruppe Showcase Beat Le Mot, mit der er seit 1998 Theaterstücke, Performances, Kunstaktionen und Musikvideos entwickelt. Bis heute hat er mehr als vierzig Theaterstücke produziert, die in 16 Ländern zur Aufführung kamen. Er war Mitglied des künstlerischen Leitungsteams für das Festival artgenda für junge Kunst im Ostseeraum und der Auswahl- und Preisjurys u.a. für die Theaterfestivals unart, Impulse und Westwind. Er lehrte an Hochschulen unter anderem in Berlin, Hamburg, Rostock, Gießen, Zürich, Köln, Oslo, Beijing, Athens/Ohio, New York, Stuttgart und Bern.
Termin: So, 02.02. | 18:00
Ort: PATHOS theater
Dauer: ca. 80 min.
Tickets: 30 € Support-Ticket | 18 € normal | 12 € ermäßigt | 5 € Mindestpreis
Optionale Aufschläge (Klimafolgekosten-Ticket, siehe Rubrik "Tickets"): 4 € beim Support-Ticket | 2 € in den restlichen Preiskategorien
LiteraturPATHOS theater
© Foto: privat