Freispruch: Ein Ermächtigungsprojekt  

Künstlerischer kollektiver Prozess zur sexuellen Selbstbestimmung von Klarissa Flückiger und Thalia Schoeller

Freispruch ist ein Ermächtigungsprojekt von 8 FLINTA* Personen, die versuchen, gemeinsam aufzuarbeiten, was es bedeutet, in einer Übergriffs-Bejahenden, ja in einer Vergewaltigungskultur (rape-culture) aufzuwachsen.

Es geht darum, die Gewaltmechanismen als das zu benennen, was sie sind, ohne sich in festgefahrenen Debatten verlieren zu müssen. Es geht darum, die eigenen Erfahrungen zu einem überindividuellen Chor erklingen zu lassen und sich so als Betroffene, als Gruppe, freizusprechen. Denn es geht nicht um einzelne Geschichten. Es sind keine Einzelfälle. Es sind Systeme. Die sind gelernt, sind Teil unserer Kultur.

Gemeinsam schaffen wir ein Umfeld, das jede Form von Opfer-Beschuldigung (victim-blaming) verneint, das Gemeinschaft stiftet und durch Vielstimmigkeit von den überindividuellen Grundpfeilern für sexuelle Gewalt spricht. In diesem Sprechen liegt Befreiung und Selbstermächtigung. Mit künstlerischen Mitteln kämpfen wir uns frei, zwischen Beschreiben und Umschreiben, Benennen und Neu Erfinden. Wir finden uns, sind in unserer healing era, sind ein wir, das sich gegenseitig stützt. Das Projekt wirkt den Vereinzelnungsmechanismen entgegen, die bei Betroffenen wirken und die eine Täter*innen schützende Gesellschaft anwendet. Denn sexuelle Gewalt ist ein Thema, das nicht brennt und beißt und schreit, sondern nagt und flüstert und klopft. Jeden Tag. Bei so vielen.


Wir, die Projektgruppe, lädt ein, die Intimität und Gespräche, die wir miteinander in den letzten fünf Wochen geschaffen haben, mit euch weiterzuführen. An zwei Tagen öffnen wir einen Raum zwischen Reflexion und Mittendrin. Wir führen unseren Prozess fort und öffnen Teile aus Entstandenem und Entstehendem.

Um euch willkommen zu heißen, starten wir mit individuellen Einlassgesprächen. Daher bitten wir euch, bereits ab 19:00 zum PATHOS zu kommen. Der Abend geht bis ca. 22:00. Gerne könnt ihr bis dann an unserem gemeinsamen Raum teilhaben oder auch früher gehen.

Am Freitag kann vor der Veranstaltung an einem ausführlichen Interview teilgenommen werden, für die, die mögen.


Der Zeitplan im Überblick


Freitag, 22. September 2023

16:00 – 18:30: Einzel-Interviews im Hof
19:00 – 20:30: Persönlicher Einlass
20:30 – ca. 22:00: Abend in our zone

Samstag, 23. September 2023

19:00 – 20:30: Persönlicher Einlass
20:30 – ca. 22:00: Abend in our zone
(23:00 – 02:00 Uhr: zelebrieren für geladene ­Gäst*innen und ausgewähltes Publikum der vorhergegangenen Abende)

Worterklärung: FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – also für all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden.

DiskursInstallationPATHOS theaterPerformance


Termine: Fr, 22.09. + Sa, 23.09.
Ort: PATHOS theater
Tickets: 30 € Support-Ticket | 18 € Normalpreis | 12 € ermäßigt | 5 € Mindestpreis
Wichtige Information & Inhaltswarnung: Das Projekt befasst sich mit den Themen sexueller Übergriff, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Machtmissbrauch und missbrauchende Strukturen und Grenzüberschreitungen im Allgemeinen.


Von und mit: Carina Ellis, Klarissa Flückiger, Mira Gunzelmann, Gladys Mwachiti, Jude Reindl, Tizia Rosendorfer, Thalia Schoeller, Alina Tempelhoff
Bühnenbild: Konstantin Gutsch
Technik: Noah Donker


Über die Künstler*innen

Thalia Schoeller, *2003, schreibt Artikel für die SZ junge Leute Seite, Kritiken für Festivals und Theatertexte in Stückentwicklungsprozessen. Thalia Schoeller leitet den Podcast „zu jung für’s Theater“ und führt Publikumsgespräche für das PATHOS, an dem von Thalia Schoeller 2022 zwei eigene Regie-Arbeiten realisiert wurden. Zudem übernimmt Thalia Schoeller ab 2022/23 die Schreibwerkstatt der Schauburg, wo Thalia Schoeller über ein Jahr mit 15 Kindern und Jugendlichen gemeinsam Theatertexte entwickeln wird. Thalia Schoeller engagiert sich ehrenamtlich im Diversity Jugendzentrum und organisiert dort queere Jugendgruppen und Aufklärungsarbeit an Schulen.

Klarissa Flückiger, *1995 in Bern, lebt in München, ist Bildende Künstlerin, Theatermacherin und Kulturorganisatorin. 2018 schloss sie ihren Bachelor in Kunst & Vermittlung (Fine Arts) an der der Hochschule Kunst & Design in Luzern ab. Seit 2016 ist Klarissa Flückiger als Künstlerin, Performerin, Regieführende und Künstlerische Leiterin an Bühnenprojekten, Kulturfestivals, Ausstellungen und im digitalen Raum unterwegs. Als Künstlerische Co-Leiterin realisierte sie im Mai 2021 das elftägige «Streitfestival» in Luzern, an welchem sowohl Künstler*innen als auch Menschen aus unterschiedlichen Kontexten wie Kirchen und Boxschulen künstlerisch beteiligt waren. Unter anderem führte sie mit «WeltRAUMschrott – utopisches Idyll» (2019, Kulturkeller Winkel, Luzern) Regie und Dramaturgie eines dezentralen Theaterstücks mit 10 beteiligen Laiendarsteller*innen. Im inklusiven Tanzprojekt «Beyond Perfect» (2018, Luzerner Theater) stand sie gemeinsam mit Tänzer*innen des Luzerner Theaters, nicht-professionellen Tänzer*innen und körperlich beeinträchtigten Menschen auf der Bühne. 2023 war Klarissa Flückiger von März bis Juni in Südafrika und unterstützte die Entwicklung des kulturellen und sozialen Wohnprojektes «Houses of Grace».

Gefördert durch die Landeshauptstadt München Kulturreferat

Bezirksausschuss 4 Schwabing-West und Bezirksausschuss 9 Neuhausen-Nymphenburg
Foto © Thalia Schoeller